Ratgeber: Kindergarten und Erziehung

Die Bemühungen von Staat und Gesellschaft, Kinder mit Behinderungen bereits im Baby- und Kindesalter zu integrieren, mehren sich. Die Kindergärten und Kindertagesstätten machen Fortschritte. Nur steckt der Integrationsprozess immer noch in den Kinderschuhen. Für Kinder mit Klumpfüßen, die aufgrund ihrer Behinderung seit jeher die Regel-Kindergärten besuchen, ist das eine erfreuliche Entwicklung, weil durch die zunehmende Anzahl an Integrationskindern ihre Behinderung genauso wenig auffällt und als ebenso normal empfunden wird. Die aus meiner Sicht einzig richtige Denkensweise, nicht die Behinderung, sondern den Menschen und die Persönlichkeit zu sehen, wird gefördert. Die Kinder lernen, dass sich jeder Mensch von anderen Menschen unterscheidet und einzigartig ist. Sie sehen es als selbstverständlich an, ihre Zeit mit behinderten Kindern zu verbringen und mit ihnen zu spielen. Der Kindergarten als gemeinsamer Lern-, Lebens- und Spielraum. Behinderte und nicht behinderte Kinder lernen im Kindergarten miteinander und voneinander. Was dazu führt, dass behinderte Menschen bereits im Kindesalter akzeptiert, respektiert und nicht isoliert werden.

Kindergärten, Kindertagesstätten früher

Am Beispiel meines kleinen Bruders möchte ich ganz kurz den Unterschied zu früher verdeutlichen. Damals in den 70er Jahren wurde mein körperbehinderter Bruder einer Sondereinrichtung, einer Art Sonder-Kindergarten, zugewiesen. Eine Einrichtung, wo schwerbehinderte und schwerstbehinderte Kinder betreut wurden. Behinderte unter sich, ausgegrenzt von der Gesellschaft. Während der Schulzeit und später in der Ausbildung besuchte er ähnliche Einrichtungen, wo er die meiste Zeit von Gesellschaft und Familie entfernt aufgewachsen ist. Das Resultat, ein eingeschränkter Freundeskreis, Berührungsängste und ein gestörtes Verhältnis zur Familie. Eine Entwicklung, die dem Bildungssystem geschuldet ist.

Kindergärten, Kindertagesstätten heute

Zunehmend gehört die integrative Erziehung zum Regelangebot von Kindergärten und Kindertagesstätten. Immer mehr Kindergärten und Kindertagesstätten tragen mit verschiedenen Konzepten und Integrationskräften (speziell augebildeten Erzieherinnen) zur gemeinsamen Förderung behinderter und nicht behinderter Kinder bei. Bei Mehrfachbehinderungen mit Klumpfuß haben Eltern ebenfalls die Wahl zwischen gesonderter oder integrativer Erziehung.

Mitleid bekommen behinderte Kinder im Überfluss geschenkt, was nicht unbedingt zur Stärkung der Persönlichkeit beiträgt. Die Eltern sind für den Platz ihrer Kinder in der Gesellschaft verantwortlich. Sie geben den Weg vor und können mit Hilfe des heute vorherrschenden sowie steigenden Bewusstseins dafür sorgen, dass ihre Kinder statt Mitleid, Wertschätzung, Respekt und Integration erfahren. Dieses kann jedoch nur gelingen, wenn der Kindergarten und die Kindertagesstätte mitspielt. Lassen Sie sich trotz der noch vorherrschenden Probleme nicht entmutigen und von einem eventuell beschwerlichen Weg abbringen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die gemeinsame Erziehung im Kindergarten, in der Kindertagesstätte mehr Vorteile als Nachteile für ihr Kind verspricht, dann sollten Sie mögliche Hürden überwinden. Wenn Sie beim ersten Kindergarten, bei der ersten Kindertagesstätte an Grenzen stoßen, dann versuchen Sie es einfach beim nächsten Kindergarten, bei der nächsten Kindertagesstätte.

Suche, Informationsbeschaffung Inland

Bei der Suche nach dem passenden Kindergarten, der passenden Kindertagesstätte können Jugendämter, Frühförderstellen und Internetdienste helfen. Das Jugendamt ist gesetzlich dazu verpflichtet, Auskünfte zu den integrativen Kindergärten und Kindertagesstätten vor Ort zu erteilen. Ansonsten liefert die Adressdatenbank des Familienratgebers der Aktion Mensch Ergebnisse zu ortsnahen Kindergärten und Kindertagesstätten. Außerdem führt die Suche mithilfe der Kinderbetreuung - Schuchmaschine zu passenden Kinderbetreuungsangeboten aus der eigenen Umgebung, wenn die Postleitzahl in Verbindung mit dem Alter des Kindes angegeben wird.

Der Familien-Wegweiser - Betreuung und das Handbuch Kindertagespflege - Allgemein, beides Angebote des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dienen der grundlegenden Informationsbeschaffung. Dort finden sich nützliche Informationen zur Kinderbetreuung, die auch Kinder mit Behinderung berücksichtigen. Auf der Suche nach gezielten Informationen zu Kindern mit Handicap zum Thema Kindergarten und andere Arten von Kinderbetreuung sind Eltern und Angehörige beim Familienratgeber der Aktion Mensch gut aufgehoben.

Suche, Informationsbeschaffung Ausland

Ein spezielles Angebot mit einer direkten Suche nach integrativen Kindergärten und Kindertagesstätten scheint es in Österreich sowie in der Schweiz nicht zu geben. Zumindest war meine bisherige Suche wenig erfolgreich. Dieses bedeutet jedoch nicht, dass Kinder mit Behinderungen dort nicht integriert werden. Diese Art Kindergärten und Kindertagesstätten sind auch in unseren Nachbarländern ausreichend vorhanden. Um diese ausfindig zu machen, wäre in Österreich der Kontakt zu EduCare möglich. In der Schweiz hilft das Kinderbetreuungsinformationssystem KISS Schweiz bei der Platzsuche.

Das Wissen zu Behinderungen in Verbindung mit Integration und Kindergarten vermittelt in Österreich der Amtshelfer HELP.gv.at mit grundlegenden Informationen zur Integration behinderter Kinder im Kindergarten. Mitunter auch grundlegende Informationen zu Familie und Partnerschaft sowie Adressen und Links zur Kinderbetreuung. In der Schweiz informiert die jeweilige Gemeinde über Kindergärten und ihre Integrationsangebote. Die Kontaktdaten zur jeweiligen Gemeinde liefert das Schweizer Portal von Bund, Kantonen und Gemeinden. Daneben hält das Schweizer Portal grundsätzliche Informationen zur Vorschulzeit in der Schweiz bereit. Die Empfehlungen von Familienleben helfen, den richtigen Kindergarten zu finden. Diese Informationen und Tipps können auch für Eltern von behinderten Kindern von Bedeutung sein, wenn sie nach einem geeigneten Kindergarten suchen.